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3. Januar 2007 - Lübbecker
Kreiszeitung, Lokalausgabe des "Westfalen-Blatt", Nr. 2/2007
»Keine Säge ans Kirchenholz«
Die Innensanierung von St. Ulricus geht in die entscheidende Phase
Von Wilfried Mattner
Börninghausen (WB). Nach dem Abschluss der
Ausgrabungen in der St. Ulricus-Kirche stehen in nächster Zeit wichtige
Entscheidungen darüber an, wie es mit der Innensanierung des Gotteshauses
weitergehen soll. Gerade im Hinblick auf die Verwendung historischer
Holzbauteile gibt es Meinungsverschiedenheiten.
Endgültig sollen die Weichen für den Fortgang der Innenarbeiten am Dienstag,
23. Januar, gestellt werden. Ursprünglich war dies bereits an diesem
Donnerstag vorgesehen, doch wurde dieser Termin wegen der
Zeitschwierigkeiten der beteiligten Kirchenbehörden verschoben.
»Bedauerlich«, wie Uwe Ramsberg meint.
Denn der Vorsitzende des an der Kirchensanierung äußerst engagiert
mitwirkenden Kirchbauvereins wäre an der Verabschiedung des weiteren
Sanierungsplanes überaus interessiert gewesen. Der Grund: Er ist Grundlage
für entsprechende Entscheidungen der Stadt Pr. Oldendorf als Untere Denkmalbehörde.
Denn bekanntlich hat sich der Haupt- und Finanzausschuss in
seiner Eigenschaft als Denkmalausschuss in Sachen
Kirchenausstattung ein entscheidendes »Wörtchen« vorbehalten. »Und wenn
jetzt erst Ende Januar der Innensanierungsplan aufgestellt wird, kann der
Denkmalausschuss vermutlich erst im Februar beraten, so dass die Arbeiten
frühestens im März beginnen dürften«, macht Ramsberg eine wenig ermutigende
Zeitrechnung auf.
In dem Gespräch der Kirchenbehörden wird es um die Inneneinrichtung des
altehrwürdigen Gotteshauses gehen, um die Treppenanlage zum Chorraum, den
Standort der Kanzel, die Heizungsanlage und die Elektrik. Denn man könne im
Innern nicht weitermachen, bevor die Leitungen nicht verlegt seien: »Jetzt
verputzen und dann die Leitung auf dem Putz verlegen macht wohl kaum Sinn.«
Und nicht zuletzt geht es um den Einbau der Empore und die Restauration der
Kanzel. Insbesondere bei der Empore - sie stammt aus der Zeit um 1680 - gibt
es nach Ramsbergs Worten unterschiedliche Meinungen über die Vorgehensweise.
»Sie reichen von 'so aufbauen wie bisher' bis 'ganz raus'. Aber in der
Kirchengemeinde gibt es bereits enorme Widerstände gegen ein Rausreißen der
Empore. Für mich sind alle Holzteile, die 300 Jahre oder älter sind, für St.
Ulricus wichtig. Deshalb kommt für mich auch der Einbau der alten Empore in
verkleinerter Ausführung infrage unter Verzicht auf den Rest, der dann
eingelagert werden müsste. Er ist eines Tages entweder nicht mehr zu
gebrauchen oder verschwunden. Ich bin rigoros gegen den Einsatz der Säge am
Holz der Kirche«, lässt Ramsberg keinen Zweifel an seiner Haltung. »Ich habe
nicht eineinhalb Jahre im Kirchbauverein gearbeitet, damit jetzt an dieser
Stelle geschludert wird.« Für ihn ist eine Empore in St. Ulricus
unverzichtbar - und er geht sogar noch einen Schritt weiter, indem er
fordert, nach der Gestaltung des Kirchen-Außenbereiches die Orgel wieder
dort aufzubauen, wo sie nach Aufzeichnung früher gestanden hat, nämlich auf
der Empore vor der Turm.
Deshalb müsse jetzt schnell die »Emporenfrage« geklärt werden - und zwar
unter Einbeziehung auch unbequemer Meinungen, zu denen er auch die von
Stadtheimatpfleger Dieter Besserer zählt: »Wir sammeln uns jetzt für den in
dieser Frage zur erwartenden Sturm. Auch der Zeitfaktor spielt für Ramsberg
eine wichtige Rolle, »denn die Menschen im Eggetal warten darauf, dass ihre
Kirche fertig wird«. Das neue Kirchenjahr, das nach Totensonntag 2007
beginnt. solle bereits im dann vollständig renovierten Gotteshaus begrüßt
werden. Und auch Weihnachten 2007 solle wieder in St. Ulricus gefeiert
werden. Die Gottesdienste im Gemeindehaus seien eine Übergangslösung, die
wegen der begrenzten Platzverhältnisse jetzt aber schnell beendet werden
müsse. Aktuelles Stichwort
Empore
Emporen sind galerieähnliche Aufbauten über dem
Eingang und den Seitenschiffen von Kirchen, die zum Mittelschiff hin offen
sind. 1684 wurde die Eininghauser Prieche, damals der Begriff für Empore, in
die St. Ulricus-Kirche eingebracht und an der Nordwestseite aufgebaut.
Kirchen waren in damaliger Zeit geprägt von Enge, weshalb schon kurze Zeit
später, nämlich 1721, eine neue Empore und Altar aufgebaut wurden. Im Zuge
dieser Bauarbeiten wurde die Orgelempore von der West- auf die Ostseite der
Kirche verlegt. Um noch mehr Platz zu gewinnen, wurde sogar der Anschlag der
südlichen Kircheneingangstür verändert.
Bis zum Jahr 1738 öffnete sich die Tür nach innen, danach war sie nur noch
nach außen zu öffnen; so wurde Platz gewonnen für neue und mehr
Sitzgelegenheiten.
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